Beschreibung
Dr. Regine Szewzyk: Sensibilisierung von Kindern gegenüber Schimmelpilzen
Untersuchungen im Rahmen des Kinder-Umwelt-Surveys (KUS)
Der KUS ist der vierte Umwelt-Survey des Umweltbundesamtes und das Umweltmodul des aktuellen Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) des Robert Koch-Instituts (RKI). Ziel der von 2003 bis 2006 bundesweit durchgeführten Querschnittsstudie war es, für die Beschreibung der Belastung von Kindern in Deutschland durch Umweltfaktoren eine umfangreiche und repräsentative Datengrundlage zu erheben. Im Rahmen einer Fall-Kontroll-Studie wurde bei einer Unterstichprobe des KUS der Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber Schimmelpilzsporen in der Wohnung und einer Sensibilisierung der Kinder gegenüber bestimmten Schimmelpilzarten untersucht.
Die bisherigen allergologischen Testsysteme zur Feststellung einer Sensibilisierung gegenüber Schimmelpilzen berücksichtigen Schimmelpilze, die im Innenraum relevant sind, nur unzureichend. Im KUS wurde beim allergologischen Screening ein erweitertes Spektrum an Schimmelpilzen hinsichtlich der Sensibilisierung bei allen Kindern (n = 1538-1575) getestet. Zusätzlich zu den in kommerziellen Tests zum allergologischen Screening enthalten Schimmelpilzen (Cladosporium herbarum, Aspergillus fumigatus), die im Rahmen des KiGGs durchgeführt wurden, wurden vier Schimmelpilze, die im Innenraum bedeutend sind aufgenommen (Aspergillus versicolor, Penicillium (notatum)chrysogenum, Wallemia sebi, Eurotium spp.). Außerdem wurde Alternaria alternata – ein Schimmelpilz, der typischerweise saisonal in der Außenluft vorkommt – als Vergleich in das allergologische Screening einbezogen.
Kinder, die einen positiven Befund von IgE (= 0,35 IU/ml im Blutserum) gegen Innenraumschimmelpilze aufwiesen wurden als Fälle definiert. Diese wurden mit Kontrollen (< 0,35 IU/ml) im Verhältnis 1:3 (Fälle n=66, Kontrollen n=198), nach Alter, Geschlecht sowie Wohnregion (altes/neues Bundesland) gematcht. Die Teilnehmer wurden erneut in ihren Haushalten besucht und zu Indikatoren für eine mögliche Schimmelexposition befragt. In den Kinder- oder Wohnzimmern wurden Proben zur Sporenbelastung der Raumluft und des Bodenstaubs genommen. Ergebnisse Bei den untersuchten Kindern wurden Sensibilisierungen gegenüber allen getesteten Schimmelpilzen nachgewiesen. Die Sensibilisierungsrate war bei Alternaria alternata (5,0 %) und Penicillium chrysogenum (4,8 %) am höchsten. Bei drei Kindern wurde eine Sensibilisierung gegenüber Wallemia sebi nachgewiesen, einem Schimmelpilz, von dem bisher angenommen wurde, dass er keine allergischen Reaktionen auslöst. Schimmelpilze der Gattung Alternaria wurden nur in Ausnahmefällen im Innenraum in relevanten Konzentrationen nachgewiesen. Die Sensibilisierung gegenüber diesem Schimmelpilz ist daher auf die in der Außenluft saisonal vorkommenden erhöhten Sporenkonzentrationen zurückzuführen. Alle anderen Schimmelpilze kommen bevorzugt im Innenraum oder sowohl im Innenraum als auch in der Außenluft vor und wurden bei den weiteren Auswertungen daher als im Innenraum vorkommende Schimmelpilze oder kurz unter dem Begriff „Innenraumschimmelpilze“ zusammengefasst. Insgesamt waren 8,3 % der Kinder gegenüber Innenraumschimmelpilzen (inklusive Cladosporium herbarum) sensibilisiert. Wie zu erwarten nahm die Sensibilisierungsrate (p = 0,01) und die Anzahl der Schimmelpilzsensibilisierungen mit dem Alter der Kinder zu. Zwischen Geschlecht und Sensibilisierung gegenüber „Innenraumschimmelpilzen“ ergab sich keine signifikante Abhängigkeit. Zudem zeigten die Sporenmessungen der Fall-Kontroll-Studie, dass nach den Kriterien der UBA-Leitfäden in 17 % bis 27 % der untersuchten Kinderzimmer ein Schimmelbefall als wahrscheinlich angenommen werden kann. In weiteren 12 % bis 22 % konnte ein Befall nicht ausgeschlossen werden. Gemessener und sichtbarer Schimmelbefall standen in einem signifikanten Zusammenhang. Zwischen der gemessenen Sporenkonzentration und einer Sensibilisierung der Kinder bestand dagegen kein Zusammenhang. Beim Vergleich der Wohnungsuntersuchungen zeigte sich aber, dass in den Kinderzimmern oder Wohnzimmern der Fälle signifikant (p = 0,05) häufiger sichtbarer Schimmelpilzbefall auftrat als in den Wohnungen der Kontrollen. Außerdem wurden für die Wohnungen der Fälle öfter angegeben, dass in den letzten Jahren eine Grundsanierung stattgefunden hatte (p = 0,05). Die erhöhte Anzahl von Fällen in Wohnungen mit starken Sanierungsaktivitäten kann zum einen daran liegen, dass zuvor ein starker Schimmelpilzbefall vorhanden war. Es ist aber auch möglich, dass die während der Sanierung verwendeten oder aus neuen Bauprodukten entweichenden Chemikalien einen zusätzlichen Risikofaktor für eine Sensibilisierung darstellen Über Dr. Regine Szewzyk:
1977 – 1982 Studium der Biologie an der Universität Tübingen1983-1987 Diplom- und Doktorarbeit am Lehrstuhl „Mikrobielle Ökologie“ der Universität Konstanz
1988-1990 Post-doc bei Prof. Dr. Staffan Kjelleberg, Universität Göteborg, Schweden1990-1994 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Schwedischen Seuchenhygienischen Institut (Swedish Institute for Infectious Disease Control), Stockholm, Schweden
seit Dez. 1994 Fachgebietsleiterin FG „Mikrobiologie und Parasitologie“ am Umweltbundesamt
Lieferung: Video-DVD; Spieldauer: ca. 17 Min.; Format: 16:9, produziert mit 1 Kamera
Vorschau:
Beim Abspielen des Videos akzeptieren sie Youtube's Datenschutzbedingungen.